Bildung

Ein fiktives Recht?



Bildung für alle - weltweit und kostenlos, auch für Südafrika!



Gemäß der UN-Kinderrechtskonvention von 1989 und der Erklärung der Vereinten Nationen bezüglich der Menschenrechte hat jeder Mensch und vor allem Kinder, zum einen im Allgemeinen das Recht auf Bildung und zum anderen im Speziellen das Recht auf kostenlose Grundbildung. Diesen Erklärungen hat auch die Republik Südafrika zugestimmt, gleichwohl der Besuch vieler Bildungseinrichtungen - auch Grundschulen - in der Realität finanzielle Mehraufwendungen für Familien bedeuten. Anders als in Deutschland müssen Schüler/innen in Südafrika eine Schuluniform tragen, welche im Preissegment zwischen 50 und 100 Euro liegen. Viele Familien können diese Uniformen nicht aus eigenen finanziellen Mitteln zahlen und sind auf Hilfe von Organisationen,  Spenden oder  Freunden angewiesen. Ferner ist zu bedenken, dass eine Schuluniform, welche ein Kind in der ersten Klasse bekommt, durch den stetigen Wachstumsprozess nicht für die gesamte Schulzeit passen wird. Daraus resultierend müssen Eltern im Verlauf der Grundschulzeit weiteres Geld für eine neue Uniform aufbringen. Häufig erlauben sich Schulen Kinder, die eine unvollständige Uniform haben, vom Unterricht auszuschließen, sodass Betroffene oftmals für viele Wochen Zuhause bleiben müssen.


Circa 1,2 Millionen Kinder und Jugendliche gehen in Südafrika nicht zur Schule. Gründe dafür variieren stark und reichen von Armut der Familie, über Krankheiten wie beispielsweise HIV/AIDS bis hin zur weiten Entfernung der Bildungseinrichtung – vor allem im ländlichen Raum. Eine Studie aus dem Jahr 2003 hat herausgefunden, dass 76% der befragten Schüler/innen zu Fuß zur Schule gingen, wobei 30% eine halbe Stunde pro Weg und 560 000 Kinder und Jugendliche sogar länger als eine Stunde für eine Wegstrecke benötigten. Sofern öffentliche Transportmittel existieren, mangelt es oftmals am zur Verfügung stehenden Geld, diese in Anspruch zu nehmen. Mögliche Folgen können deshalb das Fernbleiben der Schule oder mangelnde Konzentration in der Schule aufgrund der bereits genutzten Energie für die Wegstrecke sein.

Viele Schulen, vor allem Highschools, verlangen Schulgebühren. Dabei ist die Höhe der Gebühr abhängig vom Standort der Schule, deren Ausstattung sowie den Unterrichtsangeboten. So sind Schulen in einem Township generell günstiger, da sie oftmals auch eine schlechtere Qualität aufweisen, als Schulen in den Städten. Die Schulgebühr für eine Grundschule im Township beträgt halbjährlich circa R80 (circa 6€) und vergleichend in einer Stadt circa R2500 (circa 180€). Noch viel drastischer ist der Unterschied der Kosten für eine Highschool, denn im Township zahlen Eltern eine Gebühr von circa R100 pro Schuljahr (circa 7,50€), wohin in der Stadt Gebühren von circa R10000 (circa 720€) aufgebracht werden müssen. Betrachtet man diese Gebühren, die jährlich pro Kind für die Familien anfallen, wird deutlich, dass vor allem Familien, die von Armut betroffen sind, Hilfe benötigen, um ihren Kindern Bildung zu ermöglichen, wenn man die Beträge von Schulgebühren, Schulunformen sowie Unterrichtsmaterialien und -büchern aufsummiert.


Auch der weitere Bildungsweg an Universitäten in Südafrika ist mit Schulgebühren verbunden, dessen Gebührensysteme sich jedoch durch Uneinheitlichkeit ausweisen. Viele Hochschulen verlangen Studiengebühren pro Semester und andere verlangen Gebühren von circa R3000 (circa 220€) pro besuchtem Kurs, wobei mindestens sechs Kurse absolviert werden müssen.


Bildung ist ein Recht und steht vor allem den Kindern dieser Welt zu. Dieses Recht ist eine der tragenden Säulen der Kinderrechtskonvention von 1989 und wurde auch vom südafrikanischen Staat gegengezeichnet und somit anerkannt.  Doch betrachtet man die oben aufgezeigten  Preise für Bildung (kein abschließender Katalog) wird deutlich, dass Bildung als Recht nicht für jedermann und vor allem nicht für jedes Kind gleichermaßen gilt. Diesem Bildungsrecht-Dilemma muss entgegengewirkt werden, denn nur mit einer qualitativen und quantitativen Bildung haben Kinder eine Chance aus dem Armutskreislauf auszubrechen.